Wasser begegnet man auf der Halbinsel Butjadingen fast auf Schritt und Tritt. Es ist ein wichtiges Thema für Mensch und Tier in der Marsch.

Entwässerungsgräben

Natürliche Fließgewässer im Watt verlaufen in Kurven.
Foto Maria Röbbelen

Die meisten Wasserläufe, an denen man vorbeikommt, sind schnurgerade. Das ist ein Zeichen, dass sie von Menschenhand geschaffen sind. Natürliche Wasserläufe zeigen einen gewundenen Verlauf. An Prielen im Watt und in einigen Salzwiesen kann man diese Form sehen.

Links ein künstlicher Wasserlauf, rechts ein Priel
Foto J. Schwanke

Beim Hayenschloot findet man binnendeichs einen ehemaligen Priel und einen Graben dicht beieinander.

Entwässerungsgräben
Foto J. Schwanke

Wiesen und Weiden sind mit Gräben durchzogen. Sie dienen der Entwässerung. Bleibt Regenwasser lange auf einer Fläche stehen, werden die Böden weich. Mäher oder andere Maschinen können dadurch stecken bleiben, das Vieh zertrampelt die Pflanzen oder sie sterben ab, weil sie zu lange mit Wasser bedeckt sind. Da im Marschboden Wasser nur langsam versickert, müssen viele Gräben gezogen werden. Heutzutage werden auch unterirdische Drainagerohre eng nebeneinander verlegt.

Wasserläufe werden immer breiter, je mehr Wasser sie aus Gräben aufnehmen.
Foto Maria Röbbelen

Foto Bärbel Supper

Die schmalen Gräben münden in immer breiter werdende Wasserläufe.

Die etwas breiteren Gräben haben außer der Entwässerung nach Regenfällen noch zwei weitere Funktionen: Als so genannte Viehkehre hält es Rinder davon ab, ihre Weide zu verlassen. Außerdem trinken die Tiere von dem Grabenwasser. Es muss also immer Wasser in den Gräben stehen, damit diese beiden Funktionen erfüllt werden.

In den Gemeinden Butjadingen und Stadland gibt es über 600 km Wasserläufe, die unterhalten werden müssen. Entwässerungsgräben in Wiesen und Weiden sowie Straßengräben sind hierbei nicht mitgezählt.

Sieltief bei Fedderwardersiel
Foto Bärbel Supper

Sieltief

Sieltief heißen die breiten Gräben, die das Wasser zum Deich leiten. Solange es noch keine Deiche gab, konnte sich das Regenwasser überall einen Weg ins Meer suchen. Seitdem Deiche das Land vor Überflutungen durch Sturmfluten schützen, musste eine andere Lösung gefunden werden, um das Wasser loszuwerden. Sieltore können bei Ebbe geöffnet werden, sodass das Wasser ablaufen kann. Diese sogenannte Freiflut setzt aber ausreichend Gefälle voraus. Besteht dieses nicht, müssen Pumpen das Wasser auf die andere Seite des Deiches befördern. 

Sieltief mit Sieltor bei Fedderwardersiel
Foto Bärbel Supper

Neben den 6 vorhandenen Sielbauwerken in Eckwardersiel, Fedderwardersiel, Blexersiel, Flagbalgersiel, Großensiel und Beckumersiel sorgt auch das Mündungsschöpfwerk in Großensiel für einen möglichst raschen Wasserabfluss. Das Mündungsschöpfwerk Großensiel verfügt über 2 Pumpen, welche pro Sekunde 14 m³ Wasser in die Weser befördern können.
Darüber hinaus verfügt der Entwässerungsverband Butjadingen über 11 Schöpfwerke in Utergadingen, Seefeld, Norderahn, Hünschen, Osterhausen, Hayenschloot, Stollhamm, Burhave, Waddens, Blexerwisch und Flagbalgersiel. 

Trockenrisse in Marschboden
Foto Maria Röbbelen

Zuwässerungskanal

Marschböden werden ohne Wasser hart und rissig. In diesem Zustand nimmt der Boden Regenwasser schlecht auf. Es ist deshalb wichtig, dass sie nicht zu trocken werden. 

Grundwasser eignet sich nicht zur Bewässerung, denn es ist zu salzig. Das ist auch der Grund, weshalb es hier in der Marsch auch für Menschen keine Trinkwasser-Brunnen gibt. Anfang der 1960er Jahre wurde eine Wasserleitung von Wilhelmshaven nach Butjadingen gebaut. Bis dahin sammelten die Einwohner Regenwasser als Trinkwasser.

Damit die Gräben nicht trockenfallen und das Vieh immer genug zum Trinken hat, wurde im 19. Jahrhundert Wasser aus der Weser in die Marsch geleitet. Dies wird als Zuwässerung bezeichnet. Dieses Wasser wird auch verwendet, um die Gräben regelmäßig durchzuspülen und mit frischem Wasser zu versorgen.

Der Zuwässerungskanal verläuft zunächst parallel zur Weser und auf der Höhe von Nordenham quer durch Butjadingen. Er ist auf der ganzen Länge sehr breit. Im Bereich der Wisch, wo das Land besonders tief liegt, ist der Kanal von Deichen begrenzt.

Zuwässerungskanal 

Der Schulweg führt über den Zuwässerungskanal, hier kann man den Deich erkennen.
Foto Maria Röbbelen

Verlat heißt ein Sperrtor zur Wasserregulierung.
Foto J. Schwanke

Einrichtungen zur Wasserstandsregulierung gibt es in unterschiedlichen Größen.
Foto Maria Röbbelen

Die Zuwässerung von Weserwasser und die Entwässerung nach Regenfällen erfordert eine Regulierung der Wasserstände. Dafür findet man überall in der Marsch Bauwerke, mit denen die Gräben verschlossen werden können. Sie werden Verlat genannt.

Schlüpfende Libelle
Fotos Maria Röbbelen

Naturschatz Gräben

Gräben sind nicht nur für Entwässerung und Zuwässerung erforderlich, es sind auch Lebensräume. Wer Wasserläufe und deren Schilfbestände genauer anguckt, wird manchen tierischen Bewohner entdecken können.

Libellen brauchen Wasser vor allen Dingen für die Fortpflanzung. Das Larvenstadium verbringen sie im Wasser und jagen da nach Käfern und anderen tierischen Bewohnern. Wenn es Zeit wird, das Leben als fliegendes Insekt zu starten, krabbeln sie an einem Halm aus dem Wasser und schlüpfen aus ihrer Hülle. Anschließend müssen die Flügel ausgepumpt werden und trocknen, dann können die tierischen „Hubschrauber“ starten.

Blaugrüne Mosaikjungfer
Foto Frank Röbbelen

Nur die Männchen der Plattbauchlibelle haben einen blauen Hinterleib.
Foto Brigitte Hüttenmeister

Ausgewachsene Libellen halten sich oft in Gewässernähe auf. Manche Arten, wie die Blaugrüne Mosaikjungfer, jagen andere Insekten auch über Bäumen und anderer Vegetation. 

Frösche legen im Frühjahr ihre Laichballen in Gräben und Tümpel. Aus diesen Eiern schlüpfen die Kaulquappen und entwickeln sich zu kleinen Fröschen.
Foto Maria Röbbelen

Grasfrosch
Foto
Brigitte Hüttenmeister

Erdkröten haben keine glatte Haut wie Frösche, sondern kleine Warzen.
Foto Brigitte Hüttenmeister

Graureiher auf Nahrungssuche
Foto Maria Röbbelen

Wo Insekten, Frösche und kleine Fische leben, sind Vögel nicht fern. Immer wieder kann man Graureiher am Ufer der Gräben entdecken. Sie stehen ganz still, bis eine geeignete Beute vorbeikommt. Dann greift er blitzschnell mit seinem langen Schnabel zu. 

Singschwäne haben gelbe Schnäbel mit einer schwarzen Spitze.
Foto Brigitte Hüttenmeister

Junge Singschwäne erkennt man an den grauen Federn.
Foto Brigitte Hüttenmeister

Mit Glück, Geduld und einem Fernglas kann man an den Gräben Eisvögel entdecken.
Foto Imke Zwoch